Dias des Abends


Musik Entdecken
www.roteraupe.de
www.png-online.de
www.itsatrap.com
www.listentoeurope.com

www.plektrum.net

Musik Hören
www.lastfm.de
www.pandora.com

Musik Meinungen
www.plattentests.de
www.triggerfish.de
www.sellfish.de
www.lieblingsempire.org
www.lichter-magazin.de
www.mainstage.de

Musik Magazin
www.soundmag.de
www.goon-magazin.de
www.motor.de
www.bunch.tv

Musik Macher
www.sinnbus.de
www.shitkatapult.de
www.loobmusik.de
www.fatsound.de

Musik Meckerfritzen
www.visions.de
www.spex.de
www.intro.de


Zur Kurzeinführung, was ist die Rote Raupe eigentlich, und was genau stellt ihr in diesem Konstrukt aus Streifen und Wirbellosen dar?

Tore: Die Rote Raupe ist eine Art Wohnzimmer im der Unendlichkeit des Internet. Ein Ort an dem man sich über Musik informieren kann. Eine Art First Live Anlaufstelle für den Indiefan mit der Möglichkeit sich auszutauschen und zu unterhalten. Den zweiten Teil der Frage verstehe ich nicht ganz. Sorry.

Mic: So blöd wie es klingt, aber die *Raupe ist eben das, was sie ist. Eine Plattform, auf welcher der ein oder andere Musik-Fan gut auf seine Kosten kommt. Und sich an der Liebe, mit der die *Raupe ernährt wird, leben kann.

André: Kurz und knapp - Ein Musikmagazin von Fans für Fans.

Die Raupe scheint ja ein ziemlich zeitintesives und resourcenfressendes Nimmersatt-Projekt zu sein; woher kommt da überhaupt die Motivation sich da tagtäglich reinzuhängen?

Tore: Man kennt ja diese Tage, die ab der ersten Sekunde an einem vorbei laufen. Da ist es dann immer gut, wenn man sich mit Musik beschäftigen kann. Ich für meinen Teil höre schon vor dem Aufstehen die erste Cd. Dieses Privileg ist Motivation genug.

Mic: Ich musste mich leider schon vor einiger Zeit aus dem täglichen Geschehen der *Raupe verabschieden. Weil ich es zeitmäßig einfach nicht mehr auf die Reihe bekommen habe. In meiner „aktiven Phase“ war meine Motivation vor allem die Freude am schreiben. Aber natürlich auch die Lust an der Musik.

André: Allerdings. Aber wenn man die positive Response der Leute bekommt ist es wie ein Motor, der einen immer mehr antreibt. Ein positiver Nebeneffekt: man „lernt“ schnell sehr interessante und gute Musik/Bands und auch neue Freunde kennen. Seht ihr eine gewisse Notwendigkeit für solche Projekte in Deutschland (oder überregional), oder ist das Ganze eher eine Sache der persönlichen Bereicherung und Ausdruck des Nerds in euch?

Tore: Online Fanzines gibt es ja viele in Deutschland und das ist in anderen Ländern mit Sicherheit sehr ähnlich. Ich denke daher nicht, dass die Rote Raupe eine Notwendigkeit ist. Ich sehe uns eher als einen Teil davon. Persönliche Bereicherung spielt dabei keine Rolle. Natürlich bekommt man viele Cd’s geschickt und natürlich freue ich mich darüber, ich würde aber auch über sie schreiben, wenn sie einen Selbstzerstörungsmechanismus eingebaut hätten, der direkt nach dem Fertigstellen der Review losgeht. Aber so was sollte man nicht laut sagen, nicht das man die Plattenfirmen auf Ideen bringt.

Mic: Ich persönlich habe nie darüber nachgedacht, ob für die *Raupe eine Notwendigkeit besteht. Oder eben nicht. Das spielt für mich keine Rolle. Wichtig ist, dass es uns Freude macht, dass wir es gerne machen. Und natürlich ist es schön, wenn man zu der ein oder anderen Sache seinen persönlichen Ausdruck hinzufügen kann. Sprich: Ein Stück eigener Geltungsdrang – wenn man so will – ist auch mit im Spiele. Letztlich ist es dann schön, wenn wir besucht und gelesen werden.

RoteRaupe.de ist ja schon jetzt Teil eines Netzwerks. Ihr seid praktisch Gründungsmitglieder des www.listentoeurope.com Projektes (initiiert von Daniele Baroncelli), das verschieden Musik-Web-Zines aus Europa vereint, und alle 3 Wochen Artikel und Musikvorstellung aus den jeweiligen Magazinen auf internationaler (englischsprachiger) Basis Menschen des gesamten Kontinents zur Verfügung stellt. Wie kam es dazu, dass ihr euch an so etwas beteiligt habt, und warum ist so ein Kooperations-Projekt auf dieser Web-Ebene überhaupt nötig?

Tore: Solche Projekte halte ich aus verschiedenen Gründen für notwendig. In erster Linie ist das für die jeweilige Band eine Chance auch von Lesern anderer Länder wahrgenommen zu werden. Dabei muss man aber vorsichtig sein, welche Bands man fördert. Ein neues Album von „Air“ würde in diesem Zusammenhang zum Beispiel keinen Sinn machen. Die kleine Band kann davon aber profitieren, und wenn es nur einer ist, der sich mit ihnen auseinandersetzt. Zweitens ist es für den Leser eine tolle und spannende Sache. Er erhält die Möglichkeit Bands kennen zulernen, die er sonst vielleicht nie wahrgenommen hätte. Daher finde ich es auch gut, dass es nur alle drei Wochen neue Artikel erscheinen. So hält man die Qualität der besprochenen Bands hoch und wird auch als Leser nicht überschwemmt mit neuen Bands. Wie es jedoch genau dazu kam muss der André beantworten.

Mic: Ja. Wie es dazu kam, weiß ich auch nicht. Da ist eben – wie schon erwähnt – André der Richtige. Ob so ein Kooperationsprojekt wirklich nötig ist, dass kann zu diesem Zeitpunkt noch keiner sagen, meine ich. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn es denn in Zukunft funktionieren und sich die ganze Sache etablieren würde, gerade in Hinblick auf so edle Motive, wie sie Tore schon formuliert hat. Am Ende entscheidet dies aber der Leser, und wie dieser urteilt, das werden wir erst sehen.

André: Das Projekt wurde alleine von Daniele in Leben gerufen. Die Kooperation kam zustanden, da ich mit Ihm schon seit einiger Zeit in Kontakt stehe. Da die Idee Super ist, unterstützen wir natürlich dieses wunderbare Projekt und machen dies auch sehr gerne!
Jetzt liegt es alleine am User ob es angenommen wird oder nicht – Ich hoffe jedoch ersteres.

Welche Rolle spielen Geld und Einkommenswünsche bei euch (also der Raupe) und den Menschen / Projekten mit denen ihr zusammenarbeitet?

Tore: Natürlich wäre es ein Traum, wenn sich jemand finden würde, der uns ein regelmäßiges Gehalt zahlt, damit wir durch die Arbeit an RoteRaupe.de finanziell unabhängig würden. Das ist aber reine Utopie und spielt eigentlich keine Rolle. Wichtig ist die Seite, der Inhalt sowie die Optik. Wenn man zum Beispiel Werbung (in Form von Bannern) schalten würde, könnte man sicher den einen oder anderen Euro verdienen, doch das wäre nicht im Sinne von RoteRaupe.de. Mir würde es auch nicht gefallen wenn in meinem Wohnzimmer Werbeposter hängen würden. Die Privatsphäre muss gewahrt werden. Und so sehe ich das auch für RoteRaupe.de

Mic: Was Tore meint, verstehe ich teils nicht bzw. weiß nicht wie er es meint. Sei’s drum. In meinen Augen ist es ein Optimalzustand, dass uns niemand Geld für dieses Projekt und für die Arbeit die in selbigen steckt gibt. Geldgeber wollen am Ende ja nur mitreden. Wir haben keinen Finanzier, womit wir am Ende im Rahmen der *Raupe tun und lassen können wonach es uns beliebt. Gerade das ist eine unbezahlbare Freiheit.

Zu meinen Einkommenswünschen (mit Hand aufs Herz): Die sind enorm. Doch will ich sie sicher nicht mit einer Arbeit realisieren, die mit Musik zu tun hat. Andernfalls würde es nämlich – wenn überhaupt – in einem Leben als einzigen Kompromiss enden. Und das ist doch Scheiße. Kompromisse im Bereich der Kultur (im weitestem Sinne)? – Geht nicht!

Was sich so mach anderer von seinem Schaffen in der Musikbranche erhofft, ist schwer zu sagen. Ich glaube, da reichen die Wünsche von gar nichts bis hin zum ganz großen Geld. Nach meiner Einschätzung geht es aber bei den Musikern, Bands, Projekten etc., mit denen wir näher zu tun haben, einfach nur darum, von dem, was man gerne tut, um die Runden zu kommen. Wenn überhaupt.

André: Wie Tore schon sagt, finanzielle Hilfe gibt es nicht. Bannerschaltung - bis auf eigene Präsentationen – gibt es nicht, da wir selbst keine Freunde der Bannerwerbung sind. Es nervt, wenn ich auf eine Seite gehe und erstmal 3 Minuten suchen muß, wie ich die Banner wegklicken kann. Außerdem würde es das Layout zerstören. Die einzige Einnahmequelle sind unsere Shirts - damit werden aber gerade mal die Webhostingkosten gedeckt.

Wenn ihr etwas an der deutschen Indie-Musiklandschaft ändern könntet, was wäre das?

Tore: Wie überall gibt es auch im Indie den Mainstream und die weniger beachteten Bands. Ich würde mich freuen, würden den kleinen Bands mehr Chancen eingeräumt und nicht das ganze Geld in die Szenegrößen gesteckt werden. Man stelle sich mal vor, für die neue Tocotronic Platte würde keine Werbung gemacht. Würden sie dadurch so viel weniger Cds verkaufen? Ich glaube nicht. Mit dem Geld welches dann übrig bleibt (und das ist nicht wenig) könnte man zwei oder drei talentierte Bands aus den Proberäumen holen und sie einem größeren Publikum vorstellen. Das ist aber auch schon wieder so eine ideologische Sache. Aber natürlich geht es gerade im Fall von Tocotronic nicht nur um Tocotronic, sondern auch um Universal, die sich durch die Werbung auch ihr eigenes Image aufwerten. In diesem ganzen Business geht es immer um so viele Dinge, dass man als einfacher Hörer den Überblick verliert. Wenn ich mir noch etwas wünschen würde, dann das kleine Labels wie „Records&Me“ oder „Sinnbus“ ein noch größeres Publikum erhalten. Diese haben es nämlich mehr als verdient.

Mic: Die Frage ist doch: Gibt es überhaupt (noch) so etwas wie eine „deutsche Indie-Musiklandschaft“? Zumindest wenn man es näher betrachtet, habe ich daran so meine Zweifel.

André: Tore hat es sehr gut beschrieben.

(Mögt ihr alles was ihr präsentiert? Warum kann ich über die blödeste Band bei euch lesen, wenn NME auf ihren T-Shirts steht und sie Sonnenbrillen tragen, aber über guten Hip-Hop oder mitreissende Drone-Elektronik finde ich bei euch nichts?)

Tore: Wenn wir eine Band präsentieren, dann mögen wir die auch. Das ist ja selbstverständlich. Das mit dem T Shirt verstehe ich nicht ganz. Ich erinnere mich an eine kleine Münchner Band die für sich selbst und ihr anstehendes Konzert Werbung gemacht hat. Damit hatte wir ja nichts zu tun. Des Weiteren haben wir uns den Indie auf die Fahne geschrieben und versuchen deshalb die komplette Landschaft des Indies abzuhandeln. Da gehört es dazu, dass auch schlechte Bands bei den Reviews auftauchen. Wir wollen ja kein verzerrtes Bild aufzeigen und nur unsere Lieblingsbands besprechen.

Der große Vorteil am Indie ist in meinen Augen auch, dass dieses Genre für andere Musikrichtungen wie Hip Hop oder Elektro, aber auch für andere Musik offen ist. Ich selbst versuche diese auch immer wieder in die Reviews mit einfließen zu lassen, sofern sie relevant sind. Siehe dazu Dälek oder Nuccini (Hip Hop), Animal Collective, Yikes, Volcano (Avantgarde, Noise), Adrian Klumps, Nico Muhly, Colleen (Neue Musik, Klassik), Donato Wharton, Console (Ambient Elektro), Kaada, Ted Barnes (Kammermusik) oder Isis, Red Sparrow, Boris, die ja eher in der härteren Ecke stehen. Daher denke ich schon, dass unser Angebot sehr vielseitig ist.

Mic: Dass man zum Beispiel über Hip-Hop bei uns so gut wie nichts liest, liegt einfach daran, dass wir alle ein anderes musikalisches Zuhause haben. Ich würde niemandem von uns zutrauen, wirklich gut und umfangreich in diesem Bereich zu berichten. Bevor wir nur an der Oberfläche kratzen?!? Da bleiben wir doch lieber still, oder? Man muss ja nicht ausnahmslos überall seinen Senf dazu geben.

Auf der anderen Seite versuchen wir den Gitarren-Bereich so gut wie möglich abzudecken, weshalb man eben über viele Bands etwas lesen kann. Wenn man möchte.

Bzgl. der Präsentationen gehen die internen Meinungen manchmal schon etwas auseinander. Wäre ja auch nur seltsam, wenn jeder bei uns ausnahmslos und voll auf den Punkt denselben Musikgeschmack hätte. Aber zum ganz großen Teil decken wir uns doch und sind da einer Meinung. Nämlich das wir das tatsächlich dann auch mögen. Wäre ja der pure Hohn, wäre dem nicht so.

André: Für gute Hip-Hop News und Ankündigungen fehlt uns einfach das nötige Hintergrundwissen. Zu einigen „fremden“ Sparten hatten wir aber sogar schon News auf unserer Seite (Spank Rock, The Roots) – liegt aber auch daran, daß wir (ich hoffe die anderen auch) diese gut finden.

Ihr selber berichtet ja vorrangig über das Geschehen in Deutschland. Wenn man die junge deutsche Musikszene mit der aus unseren Nachbarländern vergleichen müsste, wie Schweden und Grossbritannien, oder aber auch Frankreich und Polen, kann man dann Unterschiede erkennen, gerade was Vielfalt oder Innovationsbereitschaft angeht?

Tore: Ich glaube nicht, dass ich persönlich in der Lage bin, das zu vergleichen, da man aus besagten Ländern nur die Bands mitbekommt die auch in Deutschland Promo machen und daher schon etwas bekannter sind. Wie die Szene in den einzelnen Ländern aussieht kann ich daher nicht beurteilen. Soweit ich die deutsche Szene mitbekomme, kann ich aber sagen, dass mir die Bands teilweise zu einfallslos bzw. nicht innovativ genug sind. Das ist aber natürlich auch sehr schwer, da man nur sehr schwer einen komplett eigenen Sound hinbekommt. Das letzte mal, dass ich das im Indiebreich gehört habe, war beim letzten Broken Social Scene Album, und das ist ja auch schon wieder eine ganze Zeit her.

Mic: Ja. Genau so ist es.

Gibt es heutzutage eigentlich noch so etwas wie den „deutschen Indie" oder den „deutschen Elektro-Rock", oder darf und kann man eigentlich nur noch von gewissen europäischen Trends und Hypes reden, die sich entsprechend ihres regionalen Zuspruches über Grenzen hinweg ausbreiten?

Tore: Schön, dass du diese Frage gleich im Anschluss stellst. Ich bin so etwas wie ein Fan von Europa, ohne jetzt politisch werden zu wollen. Daher glaube ich dass die Zeit von speziellen deutschen Trends vorbei ist. Außerdem würde mir momentan auch keiner einfallen. Es gibt in jedem Land gute Bands, die vielleicht auch aus einer regionalen Szene entspringen, aber Brennpunkte wie Seattle, Hamburg, Reykjavik oder Antwerpen, die ja die 90er bestimmt haben, wird es wohl in Zukunft nicht mehr geben. Und das ist auch gut so!

Mic: Puuuhhh. Zum Glück. Keine deutschen Trends mehr. Das ich das noch erleben darf, wer hätte das gedacht? Im Umkehrschluss könnte das aber bedeuten, dass die Hörerschaft in Deutschland noch fremdbestimmter wird, als sie ohnehin schon ist. Europäische Trends, schön und gut. Ich wüsste aber auf Anhieb nicht, wer sich aus Deutschland in den letzten ein zwei Jahren aufgrund des regionalen Zuspruches über die Grenzen hinweg etabliert und gar einen europäischen Hype ausgelöst hätte. Geht man in diesem Lande auf kleine Konzerte, dann weiß man vielleicht auch wieso. Es geht dort niemand hin. Auf Konzerte geht man hier nur, wenn man vorher von jemandem (- vielleicht von den Medien -) gesagt bekommen hat, dass man hingehen muss. Einfach mal so auf ein Konzert zu gehen und sich überraschen zu lassen, das macht hier doch keiner. Die „Bildung des Musikgeschmacks“ erfolgt nicht von „unten nach oben“, sondern eben von „oben nach unten“. Für Bands die anders sind, die richtig innovativ sind, für die ist da nur wenig Platz. Ohne es wirklich zu wissen meine ich, dass das z.B. in England zumindest ein Stück weit anders ist. Weshalb die englische Musik auch nach wie vor wahnsinnig dominant ist, vor allem auch in Deutschland.


Für wie einflussreich würdet ihr den regionalen kulturellen Hintergrund in der jungen Musik heutzutage einschätzen?

Tore: In meinen Augen ist der nicht existent.

Mic: Wie gerade schon erwähnt: In Deutschland geht die Bildung des Musikgeschmacks von oben nach unten. Der regionale Hintergrund spielt dabei logischerweise so gut wie keine Rolle.


Gerade aus dem nordamerikanischen und dem kanadischen Raum war der Einfluss und der Druck durch neue Ideen und Trends auf europäische Musiker in den letzten paar Jahrzehnten recht groß. Vergleicht man aber zum Beispiel asiatischen Indie-Rock oder deren Elektronik mit europäischen Grössen, dann erkennt man sofort gravierende Unterschiede (Post-Rock stellenweise mal ausgenommen). Was ist denn eigentlich jetzt eine europäische Musikidentität? Oder eine amerikanische? Braucht man sowas überhaupt? Wollt ihr sowas?

Tore: Tolle Frage! So etwas wie eine Identität, die die europäische Musik beschreibt oder gar auf den Punkt bringt, gibt es natürlich nicht. Dafür ist der Kontinent zu vielschichtig. Er wird aber gerade durch den englischen und vielleicht auch durch den schwedischen Indie nach aussen präsentiert. Ich denke aber, dass man als Europäer selbst eher die Vielfalt sieht, und daher die Findung einer Identität erschwert wird. Wenn man jetzt auf andere Länder blickt ist das etwas anderes, wobei man sich auch hüten muss einem Land eine Identität aufzudrängen. Nichtsdestotrotz ist gerade die kanadische Szene immer sehr spannend. Wenn man Labels wie Arts&Craft oder Constellation betrachtet kann man schon einen deutlichen Sound ausmachen, der scheinbar nur aus Kanada stammt. So etwas ist aber eigentlich nicht notwendig, aber auf jeden Fall hilfreich. Der asiatische Raum ist sowieso etwas ganz anderes. Da hat man immer das Gefühl, dass sie gewisse Bands (auch aus Deutschland) aufsaugen. Im Gegenzug kommen aber keine oder kaum Bands zu uns. Das ist interessant und ich finde gerade auch keinen Grund warum das so ist.

Mic: Durch neue Ideen und Trends aus dem nordamerikanischen Raum soll ein großer Druck auf europäische Musiker ausgegangen sein? – Das klingt ja nach einem Wettkampf der Musikidentitäten. Entschuldigt bitte, aber das ist doch Blödsinn!

Von einer europäischen Musikidentität sind wir so weit entfernt wie von der europäischen Verfassung. Auch wenn es eben den ein oder anderen Trend gibt, der über den ganzen Kontinent schwappt. Trend ist ja nicht gleich Identität. Zum Glück. Und DIE nordamerikanische oder kanadische Musikidentität kann ich auch nirgends sichten. Ich finde es auch immer sehr vermessen, Kanada auf Broken Social Scene und deren Umfeld etc. zu reduzieren. Nur weil man vielleicht nichts anderes mitbekommt, heißt das doch nicht, dass der alltägliche Musikgeschmack in diesem Land doch nicht ganz anders aussieht. Und das tut er.

Ob es gut wäre, Musikidentitäten zu entwickeln, zu haben, das ist eine wahnsinnig schöne Frage, die aber wahrscheinlich nicht zu beantworten ist. Fakt ist aber, dass die Entwicklung eh in die andere Richtung geht. Also weg von nationalen oder kontinentalen Musikidentitäten. In so einer schnellen heutigen Zeit, in der ein Hype den nächsten jagt und der nächste geile Scheiß schon hinter der nächsten Ecke wartet. Wie soll sich da eine Identität, die zwangsweise etwas Beständiges mit sich bringen muss, herauskristallisieren? Unmöglich.


Noch 2 kurze Fragen, die beim Neugierig-Machen helfen sollen.


Welche Band, die ihr vor kurzem für euch (wieder)entdeckt habt, hat für euch wirklich neu und anders geklungen, hat es geschafft euch zu überraschen? Und wie?

Tore: Die Frage ist, ob eine Band noch neu und anders klingen kann. Bands die es jedoch in ihrem Genre schaffen neuen Schwung rein zu bekommen sind zwar selten, aber die gibt es. Angesprochen habe ich da vorhin schon „Broken Social Scene“, das ist aber schon etwas her. Dann muss man natürlich auch „Kid A“ und „Ágætis byrjun“ erwähnen, zwei über allem erhabene Alben, die aber noch älter sind. In letzter Zeit gab es zwar auch viele gute Bands und auch herausragende Alben, aber so richtig vom Hocker gerissen hat mich eigentlich, in der Hinsicht wie du sie ansprichst nur „Nico Muhly“ und seine entrückte und doch hörbare Version der Neuen Klassischen Musik. Sein Album „Speaks Volume“ zieht mich immer raus aus dem Alltag. Ich steh da einfach drauf, wenn man das Gefühl bekommt, dass man direkt neben dem Musiker sitzt und den Strich über der Geigenseite hört. Dieses Kratzen ist einfach wunderbar. Als letztes würde ich gern noch das neue Album von „Apostle of Hustle“ erwähnen, dass sich durch die Kombination von kubanischen Klängen und kanadischen Indie einen Orden verdient hat.

Mic: Für mich spielt das gar keine große Rolle (mehr), dass etwas anders klingt. Wichtig ist, dass ich in der Musik ganz persönlich für mich etwas Neues finden kann. Und das kann wirklich bei allem der Fall sein. Die Platte, die mir dabei auf Anhieb einfällt: „so wie wir heute dahstehn“ von „the camping group“. Ich würde nicht meinen, dass dieses Album sonderlich innovativ wäre, aber es ist musikalisch sowie textlich wahnsinnig frei und ungebunden. Das gefällt mir sehr und fasziniert mich.

André: Besonders beeindruckt hat mich zB Polarkreis18 (hätte mir auch ohne den großen Pressewirbel gefallen). Man wird ja zur Zeit „zugeschissen“ von neuen Bands. Hierbei steht irgendwie die Quantität und nicht die Qualität im Vordergrund. Aber es wäre ja auch abstrakt, wenn einem alles gefällt was so rauskommt.

Wenn ihr selber Musik machen würdet (Macht ihr? Macht ihr.), in welches Land würdet ihr gehen um die meiste Inspiriation für euer Album des Jahrhunderts zu finden?

Tore: Ich mache selbst Musik in einer Band (prnr) mit der ich auch gerade das erste Mini Album fertig stelle. Eine Musikrichtung festzulegen ist aber immer schwer. Ich denke wir versuchen einfach uns von Zwängen zu befreien und dabei möglichst intuitiv zu agieren. Was dabei rauskommt muss jeder für sich entscheiden, das liegt dann nicht mehr in unserer Hand.

Mic: Palau.

André: Bin leider ein Instrumentendepp :)

Jugend für Europa

Rote Raupe

Radio Frei

Takt